Der nächste Morgen war grauenvoll! Die 5 Pints hatten es in sich! Mit dickem Brummschädel und wackeligen Beinen schleppte ich mich unter die Dusche, zog mich an und ging zum Frühstück. Das übliche englische Frühstück mit Ei, Wurst und dem anderen warmen Zeugs ließ ich freiwillig aus. Ich würgte dann eine kleine Packung Corn Flakes mit Milch und etwas frisches Obst in mich rein, um wenigstens etwas Reserven für die Abreise zu haben. Mein Koffer zu packen war noch eine Tortur, aber von Minute zu Minute klappte es langsam wieder.
Beim Auschecken traf mich fast der Schlag. Laut Hotelrechnung musste ich über €400 für drei Übernachtungen bezahlen… stand der Pfund-Kurs so schlecht? Irgendwie hatte ich mir das vorher nie ausgerechnet! Ich war auch in dem Moment nicht fähig, irgendwelche Kopfrechnungen zu vollziehen! ;-) Einige Tage später stellte es sich dann heraus, dass der Kurs vom Hotel großzügig ausgelegt wurde. Letztendlich habe ich dann umgerechnet nur €352,00 bezahlt.
Da fast alle Übernachtungsgäste am gleichen Zeitpunkt wie ich auscheckten, bekam ich auch kein Taxi mehr in kürzester Zeit, also beschloss ich etwas für meinen Kreislauf zu tun und lief die 4km mit Gepäck zum Bahnhof. Ich muss gestehen, dass mir das auch sehr gut tat, denn spätestens im Zug Richtung King’s Cross ging es mir wesentlich besser!
In King’s Cross suchte ich erst einmal eine Gepäckverwahrungsstelle für meinen Koffer. Am letzten Ende des Bahnsteigs war tatsächlich ein solches Gepäckbüre zu finden. £8,00 für ein paar Stunden fand ich noch OK… auch wenn der Schock der Hotelrechnung immer noch sehr tief in mir schlummerte.
Mein Ziel war es ja, die Tower Bridge zu finden. Auf öffentliche Karten konnte ich zumindest mal erkennen, dass ich südlich aus dem Bahnhof laufen musste, um an die Themse zu gelangen. Nach ca. 45 Minuten Lauferei Richtung Süden, erkannte ich, dass die Karten, die ich an den Underground-Stationen benutzte einen extrem kleinen Maßstab besitzen und ich nicht einmal die Hälfte der Strecke hinter mich brachte. Na gut… nochmal £8 für die Underground-Tageskarte bezahlt. Mit der Bahn war ich dann doch recht flott am Themsen-Ufer.
Endlich an der Themse… und ich war beeindruckt, endlich mal diesen Fluss zu sehen und über eine riesige Brücke zu stampfen. Jetzt hatte ich die Wahl… rechts oder links? ich entschied mich für die linke Seite. Definitiv die falsche Seite… aber nicht die falsche Entscheidung! ;-) Schließlich kam ich am Riesenrad „London Eye“ vorbei und sah den Palast von Westminster mit dem BigBen-Tower nebenan. Alleine Big Ben zu hören war mir der falsche Weg wert!
„London Eye“ und Palace of Westminster im Hintergrund
Ich lief die „falsche Richtung“ weiter, entschied aber, mir eine Underground-Station zu suchen, um vielleicht anhand eines Stationnamens versuchen zu erkennen, wo sich die Tower Bridge befindet. Aber erst einmal auf dieser Seite des Ufers herausfinden, wo die nächste Underground ist. Also gut… Uferwechsel Richtung Stadtkern. Da fiel mir auf, dass London unwahrscheinlich nach Abgasen stinkt!!! Aber auch die lange Suche nach einer Station bereue ich nicht… immerhin traf ich auf Westminster Abbey, wo ich auch fündig wurde!
In dieser Station herrschte pures Chaos! Sehr viele Menschen, überfüllte Züge und dann noch Probleme mit dem Underground-Netz, was für mich bedeutete, dass ich mehrmals umsteigen musste (trotz „gerader Strecke“), denn inzwischen fand ich heraus, wo sich die Tower Bridge befindet. Durch die Masse an Menschen in den engen Zügen war es dort auch unangenehm warm… keine schöne Sache! :(
Aber dann war es soweit… ich sah den Tower und als ob man es bereits vor zig Jahren wusste, dass ich die Brücke unbedingt sehen wollte, musste ich auch noch um den Tower herumlaufen… was für eine Quälerei!!! Dann sah ich sie aber… prachtvoll überspannte sie die Themse. Meiner Meinung nach die schönste Brücke der Welt! Aber… naja… wie soll ich es schreiben… sie ist… so klein! Auf den Bildern und in Filmen wirkt sie immer so riesig! Egal… ich genoss den Anblick trotzdem. Da ich den Augenblick richtig genießen wollte, holte ich mir ersteinmal ein Baguette vom Subway am Tower und setzte mich auf eine Bank am Flussufer. Für mich war es ein tolles Gefühl, was ich nicht so schnell vergessen möchte! :-)
Leider hieß es dann aber Abschied nehmen, denn ich musste so langsam an den Flughafen. Die Reise dorthin klappte problemlos, denn ich bekam alle Züge immer ohne große Wartezeit.
Am Flughafen angekommen, wurde ich in meiner Meinung bekräftigt, das Stansted inzwischen mit der Flut an Menschen nicht mehr klarkommt. Aufgrund der derzeitigen Sicherheitsbestimmungen des britischen Flugverkehrs und deren Kontrollen bildeten sich am Eingang des Sucurity-Bereichs riesige Schlangen von mindesten 150 Metern! Das Bild kann man nicht beschreiben, denn so etwas habe ich noch nie erlebt! Ich hatte Glück, dass ich relativ spät flog und damit einer dert letzten Flüge war, aber selbst da musste ich über 45 Minuten am Sicherheitscheck warten, bis ich durchkam.
Es wurde ja alles und jeder intensivst durchgefilzt, denn selbst die Schuhe mussten durch die Röntgengeräte! Lustig war, dass sämtliche Frauen unter Tränen den in London teuer eingekauften Lipgloss oder andere kostbare Kosmetika wegwerfen mussten! ;-) Einzig skandalös für mich war folgende Situation: Jetzt waren die Sicherheitsleute schon so empfindlich und wachsam, aber warum durfte eine Frau, welche Button mit spitzen Anstecknadeln an ihrem Handgepäck hatte, ohne Probleme durch??? Das soll einer verstehen! :-(
Ganz nebenbei… im Duty Free-Bereich gibt es einen HMV-Laden, der das XBoX 360-Spiel „King Kong“ für nur lächerliche €20,00 hatte. Da habe ich natürlich sofort zugeschlagen! ;-)
Mit reichlich Verspätung (Unwetter in gesamt Nordeuropa) sind wir dann endlich gestartet und wieder butterweich in Hahn gelandet (deutsche Crew!). Was mich etwas nervte, waren die erneuten sehr gründlichen Passkontrollen in Hahn… OK… verständlich… es hätte sich ja jemand mit einem anderen Flugzeug und einem Fallschirm in unser Flugzeug einschleichen können! ;-)
Der nächste Schock traf mich am Parkplatz… erst suchte ich mein Auto auf dem falschen Parkplatz, dann, als ich beruhigenderweise es wieder gefunden habe… auf dem richtigen Parkplatz, als ich die Parkkarte in den Automat schob und er von mir €32,00 verlangte. *uiuiui* So wird ein Kurztrip ein recht teures Vergnügen. Egal! Schää war’s!
Um 3 Uhr hatte ich es geschafft! Kaum war ich die Türe drin, wurde ich von meiner Freundin und deren Nichte, welche derzeit zu Besuch war, umarmend begrüßt… gibt’s was Schöneres? ;-)